Deutschland hat schicke Mischwälder, die Alpen und den Bodensee. Die USA hat Seen in die Teile der Alpen und haufenweise geschredderte Mischwälder reinpassen würden … einer davon ist der Lake Mead mit seinen angrenzenden Recreation-Areas. Wiederum davon ist eine der Valley of Fire State Park. Wie der Name schon andeutet brennt hier alles lichterloh … ok, Spass beiseite …
Der Name kommt natürlich von den zahlreichen roten Felsen die das Tal bestimmen.
Prähistorische Ferienbewohner des Tals waren die Anasazi-Indianer. Wie uns unser popkulturell-verdorbenes, Akte-X-geprägtes Geschichtswissen oktroyiert, haben diese hier natürlich mit ihren ausserirdischen Kumpels Sightseeing-Touren betrieben. Oder es waren dann doch nur landschaftlich schöne Spots für religiöse Zeremonien. ;)
On the route …
Wer von Las Vegas zum Tal fahren möchte, kann sich entweder einer Jeep-Tour anschließen oder zum Mietwagen-Dealer des geringsten Missvertrauens wackeln. Letzteres ist zu empfehlen, ist die Kontrolle über ein eigenes Vehikel doch wesentlich entspannter und dem Erleben dieser Naturwunder damit zuträglich. Hat man dann einen motorisierten Einkaufswagen gebucht und sich anschließend durch die diversen kostenfreien Upgrades zu den Midsize-SUVs hoch-ge-gradet (weil mal wieder alle Kleinwagen „aus“ waren) ist man nach etwas mehr als 30 Minuten, einer sehr entspannter Autofahrt über den Highway 15, an der Ausfahrt zum Valley of Fire.
Kleine Anekdote am Wegesrand … das Tanken an der dortigen Tankstelle ist ein mittelgroßes Erlebnis, immerhin verabschiedet sich die Zapfsäule mit der Meldung „Check out our fireworks!“ im Display. Genau das sind doch die Sätze die Vertrauen zum Spritdealer der Wahl schaffen. *hust*
Ein paar Meter die Straße runter ist übrigens alles voll mit den Überresten dieser Fireworks … wir … wollten es gar nicht wissen. Immerhin ging’s nicht um’s Valley of Fireworks … oder holt mich jetzt mein Witz aus der Einleitung ein? ;)
Nur noch ein paar Meter
Schon die nun langsam in die Scenic Road überwechselnde Landstraße ist ein Erlebnis. Über zahlreiche Hügel, inmitten einer weitläufigen Prärie, arbeitet man sich zu einer zerklüfteten Berglandschaft vor, die dann schlagartig in einer Rechtskurve die erste feuerrote Felswand offenbart. Kurz danach schweift der Blick in eine unfassbar schöne … vertraute … langweilige Richtung … nämlich in die eigene Geldbörse, weil man erst mal $10 einwerfen muss, damit eine Schranke hoch geht. Erst danach ist man mit sich und der Welt alleine und kann sich in den wunderschönen Felsformationen des Tals und der weitläufigen steinigen Landschaft verlieren. Das gibt’s nicht am Bodensee.
Historisches Graffiti
Neben der unberührten Natur gibt es hier auch die berührte – von besagten Anasazi-Indianern vorbekritzelt … mit Kreisen und Kreuzen und anderem Kunstwerk. Dieses würde jeden Kühlschrankmagneten stolz machen es halten zu dürfen. Da Menschen ihre 10 Finger bekanntlich auch einige 1000 Jahre später nicht bei sich behalten können, sind diese alten Petroglyphen von zweifelhaften „Michi liebt Steffi“-Bekundungen flankiert. Dadurch wird man immer mal wieder vom Rätselraten abgelenkt, was denn die prähistorischen Zeichen nun bedeuten könnten – aber vermutlich ist es auch nur „Michinahu liebt Steffinsah“.
Wer Fan dieser Petroglyphen ist, sollte auf jeden Fall einen Stopp am Mouse’s Tank einplanen. Benannt ist diese kleine Wasserstelle nach einem indianischen Flüchtigen, der sich hier 1890 vor den Gesetzeshütern versteckte. Diese wollten ihn u.a. wegen chronischem Erschießen von Leuten an den Strick hängen. Die 30 Minuten Fußweg vom ausgeschilderten Parkplatz durch den ruhigen Canyon entlohnen mit zahlreichen Steinzeichnungen auf Augenhöhe und schönen Fotomotiven.
Zurück im Auto, wird man ein paar Minuten die Straße runter mit meinem persönlichen Highlight beglückt …
… Rainbow Vista
Leider kann kein Foto der Welt die wunderschöne Aussicht dieses Ortes einfangen. Zu viel Tiefe, zu viele Ebenen, zu viele Farben. Ich war sprachlos.
Die anschließende Fahrt durch diese Landschaft zu den White Domes und besonders der Rückweg hiervon ist noch mal ein Level darüber. Durch zahlreiche Senken und Anhöhen hat man fast schon das Gefühl in der schönsten Achterbahn der Welt zu sitzen. Zwischendurch erhascht man immer wieder einen Blick über den Rand des Valleys, rüber zu den Berghängen auf der anderen Seite des Lake Mead und wird ob der unfassbaren Entfernungen still.
The long way home
Wer am Ende seiner Tour wieder am Besucherzentrum im Park vorbeifährt und noch etwas mehr Zeit mitbringt, sollte hier nicht dem Schild „Las Vegas“ folgen, sondern links abbiegen. Über die Northshore Road am Nordufer des Lake Mead ergibt sich ein wunderschöner Heimweg, der zwar etwas länger dauert, im Lichte der untergehenden Sonne aber einem endgültig das letzte Bisschen Atem raubt. Spätestens wenn die Sonne hinter der Muddy Mauntain Wilderness untergegangen ist, sich zwischen den Hügeln das glitzernde Las Vegas hervorschiebt und sich bis zum Horizont erstreckt – Taschentücher bereithalten und auf jeden Fall die richtige, ruhige Musik auflegen.
Dieses Foto ist auf besagter Straße entstanden, etwa auf Höhe der Echo Bay. Dort habe ich auch meinen Recorder für einige Minuten in die Landschaft gestellt.
Zu hören gibt es den Wind, der über die Prärie zieht und eine einsame Harley Davidson, die über die Landstraße pflügt.
Weitere Fotos gibt’s im Flickr-Set.
Und morgen dürft ihr euch dann auf „Valley of Fire – The Movie“ freuen. ;)